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Dmitry Glukhovsky – Text

Ilja hat sieben Jahre im russischen Straflager verbracht. Alles nur weil er sich zur falschen Zeit am falschen Ort an seine Courage erinnert hat. Es ist ein kalter Novembertag als er 2016 nach Moskau zurückkehrt und ihn erwartet, entgegen seinen Erwartungen, auch in der Freiheit nur grenzenlose Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.

Getrieben vom Alkohol trifft er in der Nacht auf den Mann, dem Ilja seine Zeit im Straflager zu verdanken hatte, und tötet den Mann, verloren in Rausch, Wut und Verzweiflung. Nachdem der Schock nachgelassen hat, stellt Ilja fest, dass er das Smartphone seines Opfers mitgenommen hat und beginnt auf die Nachrichten auf dem Smartphone zu antworten. Bald schon ist Ilja so sehr in das Leben des Fremden eingetaucht, dass er nicht mehr weiß, wo sein eigenes Leben endet, und das eines anderen beginnt…

Das Cover des Romans "Text" von Dmitry Glukhovsky zeigt eine Hand mit einem Smartphone über einer Stadt.

Willkommen in Moskau!

Der Autor entführt uns nach Moskau, und zwar in einen Teil von Moskau, den Touristen selten zu Gesicht bekommen haben: Das Innerste Moskaus sowie der Randgebiete und das seiner Einwohner. Die beschriebene Kälte und Trostlosigkeit kriechen einem beim Lesen förmlich in die Finger. Man weiß von den ersten Seiten an, dass diese Geschichte nicht gut enden kann, und möchte sie aus Selbstschutz am liebsten weglegen, doch das ist mir tatsächlich nicht gelungen.

Fesselnd und doch abstoßend

Die Erzählung wird getragen von einem packenden Schreibstil und den Lebensgeschichten zweier Männer, die sich beide ihrerseits gefangen sehen in einem System, das sie nicht erwählt haben. Die tiefe Ungerechtigkeit dieses Systems und die pure Hoffnungslosigkeit der Protagonisten begleitet den Lesenden durch das Buch. Im Kern steht die Frage nach Moral und Schuld.

Nichts für laue Sommerabende

Dieses Buch ist keines, das man nach dem Lesen mit einem guten Gefühl zurück ins Bücherregal stellt. Vielmehr begleitet mich beim Blick auf den Einband und die Erinnerung an diese Lektüre ein Gefühl von Beklemmung. Welchen Wert hat ein Menschenleben? Und was kann in einer solchen Welt, in einem solchen kaputten System, die Moral des Einzelnen bewirken? Hat Moral noch einen Wert?

Moskau als Spiegel einer jeden modernen Gesellschaft

Bei diesen gewichtigen Fragen ist es aber nicht Moskau oder das russische Regime, das die Beklemmung bei mir ausgelöst haben, sondern die menschliche Natur. Diese Geschichte würde auch an einem anderen Ort auf der Welt, in einer anderen Konstellation funktionieren. Entscheidend sind nicht die geschilderten Machtstrukturen oder die Korruption als solche, sondern die Entscheidung der Mächtigen, die sie etabliert haben.

Am Ende schließt man das Buch mit der bitteren Frage im Kopf, ob wir uns in Gesellschaften bewegen, in der Moral tödlich ist.

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Janne ist eine leidenschaftliche Leserin, die schon seit ihrer Kindheit Bücher verschlingt. Neben ihrer Liebe zur Literatur hat sie auch ein Faible für Brettspiele, die sie gerne mit ihrem Partner, Alex, spielt.
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